Travel Light: Warum du wahrscheinlich zu viel packst
In den letzten Monaten kam immer wieder das Thema Gepäck in Gesprächen mit anderen Backpackern auf. Viele schauten neidisch auf meinen kleinen Rucksack und meinten: „Wie schaffst du das nur?!“ Denn der Wille mit leichtem Gepäck zu reisen, ist bei vielen vorhanden, nur bei der Umsetzung scheitern sie. Mir ging es früher nicht anders.
Habe ich dir mal die Story erzählt, wo ich unter dem Gewicht meiner Tasche am Flughafen in Barcelona zusammengebrochen bin?! Was super peinlich war…
Da lag ich also, wie ein Käfer auf dem Rücken und strampelte mit meinen Armen. Die Leute schauten schon schräg. Aber ich habe die verdammte Tasche nicht mehr hoch bekommen, also schleifte ich sie resigniert zum Check-in-Schalter. Nach einem Monat in Barcelona hatte ich es ein wenig (nur ein wenig) übertrieben mit den Souvenirs und dem Shopping.
Es hat noch viele Jahre gedauert, bis ich aus meinem Fehlern gelernt habe, aber mittlerweile reise ich mit einem 10 Kilogramm schweren Rucksack „Open End“ durch die Welt (ohne meinen Elektronik-Kram wären es wohl 7 Kilogramm). Und das beste, ich vermisse nichts.
Aber kommen wir zurück zu dir. Willst du auch leichter unterwegs sein, aber schaffst es nicht?! Dann habe ich ein paar Ideen, woran es liegen könnte und wie du es ändern kannst.
***Wenn du es eilig hast, findest du unten eine Zusammenfassung.***
13 Gründe, warum du zu viel einpackst
1. Du packst nach der „Was-wäre-wenn“-Methode
Deine Fantasie geht mit dir durch, du siehst dich schon am Strand liegen, durch die City streifen, Abenteuer im Dschungel bestreiten, abends am Lagerfeuer sitzen oder in einem Club feiern. Und jedes Mal trägst du ein anderes Outfit und hast alles, was du brauchst. Wenn du mit diesem Anspruch packst, wirst du mit einem Koffer nicht auskommen.
Es muss also eine neue Strategie her, nennen wir sie die „Ohne-kann-ich-nicht-leben“-Methode. Stell dir also bei jedem Teil die Frage: Brauche ich das wirklich? Was würde passieren, wenn ich es nicht dabei hätte? Kann ich vielleicht improvisieren?
Denn du kannst nicht für jede Situation packen. Konzentriere dich lieber darauf, mit welchen Sachen du die meisten Alltagssituationen auf Reisen abdecken kannst. Ein konkretes Beispiel: Welche Shorts kannst du einpacken, die du sowohl am Strand, als auch in der Stadt und bei Outdoor-Aktivitäten tragen kannst?
Reduziere so immer weiter und hinterfrage jedes einzelne Teil in deiner Tasche. Alles, was du nur gelegentlich brauchst oder nur ganz nett wäre, lässt du weg.
2. Es ist deine erste große Reise
Also packst du deine Tasche, ohne genau zu wissen, was du wirklich brauchst. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit wirst du Dinge vergessen und einige Sachen gar nicht erst auspacken. Das ist ganz normal, erst mit der Zeit wirst du für dich herausfinden, was du unterwegs benötigst.
Am Anfang hilft es, dir ein paar Packlisten anzuschauen und Tipps zu holen. Dann heißt es: „Learning by Doing“. Jeder hat mal angefangen und es ist ein Prozess.
Achte nach jedem Trip darauf, welche Sachen in der Tasche nach ganz unten gerutscht sind und auf was du beim nächsten Mal verzichten kannst. So optimierst du Stück für Stück deine Packliste und wirst mit der Zeit immer leichter.
3. Dein Rucksack ist zu groß
Solange dein Rucksack noch nicht voll ist, wirst du auch mehr Sachen einpacken. Schließlich ist da ja noch Platz, und du freust dich, mehr mitnehmen zu können.
Die Lösung ist ganz einfach: Nimm einen kleineren Rucksack. In warmen Ländern reicht ein 40-Liter-Rucksack vollkommen aus und in kälteren Regionen sind 50 Liter ausreichend. Das mag sich jetzt krass anhören, aber probier es aus.
Noch ein paar extra Tipps
Lass etwa 10-20% Platz im Rucksack, so geht die Tasche immer leicht zu, auch wenn sie unordentlich wird und du hast Luft für Unvorhergesehenes.
Versuch dich auf eine Tasche zu beschränken. Nimm einen Tagesrucksack* mit, der aber auch notfalls in der großen Tasche verschwinden kann. So bleibst du frei, kannst mit deinem ganzen Gepäck längere Strecken laufen (wandern gehen) oder mit einem Scooter fahren.
4. Du machst dir Sorgen über das Wetter
Wie kalt wird es wohl sein? Ob du für abends einen Pulli brauchst? Vielleicht sogar zwei? Was machst du, wenn es regnet? Regenschirm, Poncho oder doch die Regenjacke? Reist du nur in ein Land, wirst du die Fragen noch beantworten können. Aber auf einer langen Reise ohne feste Route oder durch unterschiedliche Klimazonen wird es umso schwieriger.
Die Antwort heißt: Layering
Anstatt eine Winterjacke mitzunehmen, nimmst du mehrere Shirts, kurz und lang mit, und noch ein bis zwei Pullover, zum Schluss kannst du die Regenjacke anziehen. Das machen wir Karneval im Rheinland immer so, um unter dem Kostüm nicht zu frieren. Und es funktioniert. Jedes Jahr haben wir anderes Wetter, also ziehen wir immer unterschiedliche Layer an.
Daher nimm lieber mehrere dünne Schichten mit, die du gut übereinander anziehen kannst. Einen dicken Pullover wirst du seltener brauchen, falls es doch kälter ist, kannst du unter deinem leichten Pullover ein langärmliges Shirt anziehen. Und vergiss die Regenjacke nicht, sie ist nicht nur gut bei Regen, sondern ist zeitgleich ein Windschutz und isoliert außerdem sehr gut. Auch hier gilt, eine einlagige leichte Jacke ist besser, als eine gefütterte.
5. Du willst auf alles vorbereitet sein
Hier sind die Schuhe ein gutes Beispiel. Zuhause wirst du wahrscheinlich eine große Auswahl haben, für jede Aktivität ein anderes Paar, von schick bis sportlich, wahrscheinlich sogar gleich mehrere in unterschiedlichen Farben und Designs. Auf Reisen geht das natürlich nicht.
Tipp: Entscheidungshilfe, welche Schuhe du mitnehmen willst
Die Lösung ist allgemein: Vereinfachung. Finde multifunktionale Dinge, die du in vielen Situationen verwenden kannst und die praktisch sind. Und lass spezialisierte Dinge weg, die du nur selten brauchst. Auf Reisen ist Improvisation angesagt, daher verabschiede dich vom Perfektionismus.
6. Das große Ungewisse
Jeder der eine Weltreise plant, wird sich mit noch mehr Unsicherheiten plagen. Denn niemand weiß, was ihn wirklich erwartet und was er wirklich braucht. Das macht das Packen nicht unbedingt leichter.
Dabei ist es fast schon egal, ob du für einen zweiwöchigen Backpacking Trip oder eine einjährige Weltreise packst. Pack Klamotten für eine Woche ein und konzentriere dich aufs Wesentliche.
Plane bei einer Weltreise nur ein extra Budget ein, um bei Bedarf unterwegs Sachen zu kaufen, die du doch brauchst. Mach es dir zur Gewohnheit regelmäßig deinen Rucksack auszumisten und Dinge zu verschenken oder zu verkaufen, wenn du sie in absehbarer Zeit nicht mehr brauchst. So schaffst du es auf lange Sicht mit leichtem Rucksack zu reisen.
7. Der Blick auf andere Packlisten verunsichert dich
Im Internet findest du unzählige Packlisten und alle Blogger behaupten, dass es die „ultimative“ ist. Und ganz Unrecht haben sie nicht, denn es die perfekte Packliste für SIE.
Lass dich also nicht vom Überangebot an Informationen überwältigen und hol dir bei mehreren Leuten Inspirationen und bastele dir dann selber eine Packliste zusammen. Und keine Sorge, du kannst nichts falsch machen. Unterwegs wirst du schon feststellen, was funktioniert und eben nicht. Dann heißt es einkaufen gehen und aussortieren.
8. Du hast Angst krank zu werden
Ich weiß noch wie ich bei meinem Hausarzt saß und ihm von meinen Reiseplänen erzählt habe. Er machte sich fleißig Notizen und schaute in schlauen Büchern nach. Dann unterbreitete er mir eine lange Liste gegen was ich mich noch alles impfen lassen sollte. Und was auf keinen Fall in meiner Reiseapotheke fehlen dürfte.
„An Ihrer Stelle würde ich auf jeden Fall Einwegspritzen, sterile Mullbinden, Bandagen, Schmerzmittel, Malariatabletten, (die Liste war ewig lang) …mitnehmen. Sie wissen ja nie, wie die medizinischen und hygienischen Verhältnisse vor Ort sind.“
Ich kam mir ziemlich verwegen vor, als ob ich auf eine Expedition gehen würde oder als Entwicklungshelfer in ein entlegenes Gebiet ziehen würde. Das war natürlich nicht der Fall und meine Weltreise erschien dagegen fast schon langweilig.
So sieht die Realität aus
Höchst wahrscheinlich wirst du nicht durch entlegene Gebiete reisen und in den typischen Backpacking Ländern gibt es meist eine recht gute medizinische Versorgung. Daher kannst du dich bei deiner Reiseapotheke aufs Wesentliche reduzieren, was du für eine Erstversorgung brauchst.
Im Krankheitsfall gehst du vor Ort zum Arzt oder in die Apotheke, um dich mit den benötigten Medikamenten oder Verbandsmitteln zu versorgen.
Und zum Mückenschutz: Auch ein Moskitonetz halte ich für unnötig, da diese meist in Gebieten mit vielen Mücken vorhanden sind. Schau dir einfach die Unterkunft vor Ort an, falls es kein Netz gibt, suchst du dir etwas anderes. Bring Mückenspray von zu Hause mit oder kauf es dir vor Ort.
9. Die Vorstellung immer die gleichen Sachen zu tragen, schreckt dich ab
Wenn du daheim einen gut gefüllten Kleiderschrank hast, wirst du dir wahrscheinlich nicht vorstellen können, mit so wenig Klamotten auszukommen. Am Anfang mag es eine Umstellung sein, immer die gleichen Sachen zu tragen, aber daran gewöhnst du dich recht schnell. Denn ständig hast du neue Leute um dich, die gar nicht wissen, was du gestern oder vorgestern getragen hast. Und sie machen es nicht anders.
Vielleicht findest du sogar gefallen daran, morgens nicht lange zu überlegen, was du heute anziehen willst. Eine übersichtliche Kleiderauswahl hat ihre Vorteile.
Um das beste aus der Situation zu machen, habe ich noch ein paar Tipps
Packe Klamotten für eine Woche ein. Suche Kleidungsstücke raus, die du gut miteinander kombinieren kannst, von den Farben, dem Schnitt und vom Stil her. Welche du gerne trägst, die bequem sind und die du in möglichst vielen Situationen tragen kannst. Die leicht, kompakt, pflegeleicht, schnell trocknend, nicht durchscheinend sind und nicht schnell knittern. Und die du bei Bedarf übereinander anziehen kannst, wenn es kalt ist.
Du musst nicht verwahrlost oder in Funktionsklamotten rumlaufen, aber jedes Kleidungsstück bewusst aussuchen.
10. Dein Äußeres ist dir wichtig
In deinem Bad türmen sich die Pflegeprodukte, ohne Makeup verlässt du nicht das Haus und ein Leben ohne dein Glätteisen und Fön kannst du dir nicht vorstellen. Dann wird die Reise eine wahre Umstellung sein, aber es ist nicht unmöglich. Unterwegs habe ich viele Frauen kennengelernt, die meinten, dass sie zu Hause mehr auf ihr Äußeres achten. Aber es ihnen auf Reisen nicht so wichtig ist.
Reduziere radikal deinen Kulturbeutel. Bedenke auch, dass du deine Haare in warmen Ländern an der Luft trocknen kannst und deine Haut womöglich ganz andere Sachen brauchen. In Südostasien kannst du dir außerdem immer einen Spa-Day gönnen, um dich zu Verwöhnen.
Eine weiter Möglichkeit Gewicht beim Kulturbeutel zu sparen, ist flüssiges gegen festes auszutauschen. Anstatt Duschgel eine Seife mitnehmen, das spart Platz und Gewicht. Auch für die Haare gibt es Seifen, die das flüssige Shampoo und den Conditioner ersetzen. Versuch dich bei den Cremes zu reduzieren, und lieber etwas mitzunehmen, dass du am ganz Körper verwenden kannst.
11. Du liebst deine Gadgets
Die guten Kopfhörer, die Musikbox, dein Laptop, das Tablet, den eReader, die Smartwatch, was habe ich noch vergessen. Macht es wirklich Sinn, all das mitzunehmen? Wo kannst du dich reduzieren oder alternativ das Smartphone verwenden?
Wenn ich auf Reisen nicht arbeite, nehme ich nur mein Smartphone und meine Kamera mit. Und das hat gleich mehrere Gründe. Zum einen habe ich keine Lust alles mitzuschleppen und darauf aufzupassen, denn je mehr ich mitnehme, umso mehr kann mir gestohlen werden. Ich reise lieber unauffällig und versuche unnötigen Besitz zu Hause zu lassen.
Und dann gibt es noch einen zweiten Grund. Ich genieße es unterwegs weniger digitale Ablenkungen zu haben, und mich mehr aufs Hier und Jetzt zu konzentrieren. Schließlich bleibt mir immer noch mein Handy, dass mittlerweile viele Geräte ersetzt.
Weniger ist mehr.
12. Du bist ein Hobby-Fotograf
Eine ordentliche Ausrüstung kann ganz schön schwer und umfangreich sein: Wechselobjektive, Stativ, Drohne und ActionCam. Noch dazu kommen die verschiedenen Taschen, Ersatzakkus, Ladegeräte, Speicherkarten, externe Festplatten und weiterer Kram.
Wenn du mit deinen Aufnahmen Geld verdienst, mag das noch Sinn machen, aber als Hobby-Fotograf? Das ist ganz schön viel zusätzliches Gewicht und die Frage bleibt, ob du es immer mit dir herumschleppst und ob es in der Unterkunft sicher ist.
Ich sage ja nicht, dass du deine Spiegelreflex zu Hause lassen musst, aber reduziere auch hier alles auf ein Minimum. Mit welcher Ausrüstung kannst du die meisten Situationen unterwegs, am besten fotografieren? Was kannst du weglassen?
13. Du liebst deine Bücher
In deiner Wohnung hast du ein großes Bücherregal und du freust dich schon auf Reisen endlich mehr Zeit zum Lesen zu haben. Ja, mach dass, aber bitte lies eBooks oder hör Audiobooks (teste den Audible Probemonat*). Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass Bücher in Papier viel zu schwer sind und du dich einfach umstellen musst. Ich persönlich mag es sogar lieber am Handy zu lesen, daher probiere es vorher aus, ob du einen eReader bevorzugst.
Bei den meisten bleibt es eh leider beim Wunsch mehr zu lesen, denn irgendwie sind die Tage bereits gefüllt und viele Abend gehen für die Recherche und Reiseplanung drauf.
Jeder kann mit weniger Gepäck reisen
Einige Vorschläge mögen sich krass für dich anhören, gerade wenn du bisher noch nie so minimalistisch gereist bist. Aber manchmal musst du nach den Sternen greifen, um die größten Fortschritte zu machen. Also probier es einfach aus.
Wenn du einmal mit leichtem Gepäck unterwegs warst, willst du nicht mehr zurück.
Hier ist noch die versprochene Zusammenfassung
So schaffst du es mit leichtem Gepäck zu reisen
- Stell dir die Frage: Ohne was kann ich nicht leben?
- Lerne aus deinen Fehlern und versuch deine Packliste immer weiter zu optimieren.
- Nimm einen kleinen Rucksack: 40-Liter in warmen Ländern und 50-Liter in kälteren.
- Layering: Pack lieber mehrere dünne Schichten ein und steck auch eine leichte Regenjacke ein.
- Simplify: Vergiss Perfektionismus. Improvisation ist auf Reisen angesagt. Pack multifunktionale Sachen ein.
- Nimm etwas mehr Geld auf eine Weltreise mit, um dir bei Bedarf die Sachen zu kaufen, die du nicht eingepackt hast.
- Hol dir Inspirationen, aber schreibe deine Packliste selber.
- Reduziere deine Reiseapotheke aufs Nötigste. Wenn du krank wirst, kannst du in die Apotheke und zum Arzt gehen.
- Minimiere deinen Kulturbeutel. Brauchst du wirklich alle Cremes und Makeup? Tausche Duschgel und Shampoo gegen Seife ein.
- Weniger ist mehr. Das gilt auch für elektronischen Geräte und die Kameraausrüstung.
- Lies eBooks.
Ich hoffe, es hat dir geholfen. Gib mir gerne ein Feedback. Ich freue mich immer über neue Ideen, wie ich meine Sachen weiter optimieren kann.
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